fotografie
diese zeilen sind im fluss, wenngleich einige koordinaten hartnäckig wiederkehrend bedeutsamkeit versprechen.
die versuche, zu fotografie, vielmehr zu meiner fotografie, worte zu finden, sind zahlreich und kläglich. mich auf diese art und weise an mir unbekannte und auch bekannte menschen zu richten, erschwert mein bemühen beträchtlich.
wozu dann überhaupt?
ich meine es hat mit dem eitlen wie edlen wunsch zu tun, sich verständlich zu machen, was so weit durchaus banal, aber nicht minder bedeutsam ist. deshalb, weil ich denke, dass die größte einsamkeit nicht darin besteht, alleine zu sein, als vielmehr darin, sich nicht wahrgenommen, nicht verstanden oder gar missverstanden zu fühlen.
ich bin seismograph,
bin die träge masse, lauerndes lauschen.
ich lege meine sinne aus.
verfänglich, empfindlich, empfänglich,
gespanntes horchen am puls.
meine arbeiten sind seismogramme.
ein vergewissern, dass das herz noch schlägt.
es geht mir nicht um fotografie!
das zu betonen verleitet mich, zu sagen, dass sie mir egal ist.
mir geht es um’s sehen!
das bedeutet mir ein neugierig fühlendes betasten und spüren; ein aufspüren, ein nach- und einfühlen.
das ist der faden, dem entlang ich vermag zu formulieren; formulieren im sinne von “form geben” und “ausdruck verleihen” – in meinem fall: zu fotografieren.
technik, handwerk und esthetik interessieren mich für sich alleine nicht, sondern lediglich im rahmen der möglichkeiten für meine formgebung.
fotografie ist für mich kein einfangen eines augenblicks, sondern vielmehr ein träumendes reiten auf demselben und ein spiel mit den wirklichkeiten und deren illusionen.
mein interesse gilt dem menschen – unter anderem mit den mitteln der fotografie!
anwora | november 2005