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anwora | Mittwoch, 7. März 2007, 15.41
alles gute meine lieber!
danke für so vieles und ich freu mich auf wiedersehen.
das prädikat „unverständlich“ drückt nur einen ersten teil meiner empfindung aus.
was folgt heißt „unbehagen“.
dieses entsteht aus der einerseits notwendigen, andererseits expansiv angenwandten praxis, kategorien zu erstellen. es ist so banal und daher vielleicht so heimtückisch, dass niemand ohne verallgemeinernde begrifflichkeiten auskommt. alleine die notwendigkeit, sich über sachverhalte zu verständigen, bringt es mit sich, ständig mit derartigen schubladen zu hantieren. denfinitionen bringen eine schärfe ein, die dem damit gemeinten inhalt nicht notwendiger weise gerecht werden bzw. nicht gleichermaßen auf diesen anzuwenden sind.
worte meinen etwas, sind es aber nicht!
das problem und damit das unbehagen wird am radikalsten spürbar, wenn jemand mich meint und ich weiß, dass ich das so nicht bin. ich verwechsle mich ohnehin ständig mit mir, aber ich möchte nicht auch noch mit einer definition von mir verwechselt werden. aber es ist dennoch der fall.
man braucht derartige vereinfachungen, sollte aber nicht vergessen, dass diese eine solche sind – sonst tut man dem gemeinten unrecht!
beobachtungen und fragen:
vor zwei wochen habe ich auf einer archäologischen tagung in linz, gelegentlich eines kleinen referats, die beobachtung gemacht, dass einige wissenschafter offensichtlich die grenzen ihres faches, oder vielmehr, das wesen ihres faches nicht verstanden haben:
„es ist traurig, dass wir als fachleute nicht genau sagen können, wann etwas begonnen hat.“ oder
„wann genau sollen wir die grenze zwischen älterer und jüngerer eisenzeit ziehen?“
vor einer woche besuchte ich eine diskussion zum thema „was ist die kunst in der fotografie“ – eine veranstaltung im rahmen des „monats der fotografie“. dass die referenten wussten worüber sie sprechen, war wohltuend. dass die stellungnahmen und damit die diskussion sich hauptsächlich in der lähmenden schubladen-diskussion „was ist kunst?“ verbohrte, hat mich dann bald wieder vertrieben.
die frage:
was um alles in der welt wäre gewonnen, wenn nun eine nicht mehr angezweifelte definition, endlich sowohl irgendwelche anfänge, grenzen oder „kunst“ unverrückbar beschrieben hätte?
und? was nun?
oder etwas ausführlicher:
warum ist das beunruhigend, dass anfänge nicht greifbar sind?
was würde ich über das leben aussagen, wenn ich einen stichtag zwischen älterer und jüngerer eisenzeit festlegen könnte?
was hilft es, eine definition von kunst in händen zu halten, wenn ich vor einem werk stehe?
es ist mir unverständlich!
foto: NHM wien, andreas w. rausch
ja, genau. das ist eine stiege.
heuer nun schon das 12. jahr dabei gewesen, bei den archäologischen ausgrabungen des nat. hist. mus. wien im salzbergwerk von hallstatt, unter tage und auf den spuren des prähistorischen bergbaues.
seit drei jahren ist diese stiege nun als eine solche bekannt, liegt etwa 100m unter der oberfläche im salz konserviert und ist bisher auf etwa 8m länge ergraben. gebaut wurde sie, als tutenchamun in ägypten gerade mal auf der welt war – bei ihm ist die datierung nicht so sicher: jedenfalls ist diese stiege mittels dendrochronologie („baum-zeit-lehre“ – datierungsmethode mittels jahrringe) datiert und demnach 1344/43 v. chr. gebaut worden: derzeit die älteste, bekannte holzstiege.
so weit die fakten.
man kann die hand darauf legen und das holz spüren. es ist fest, scheint frisch. es trägt noch! jeder beilhieb ist erkennbar. die suggestivkraft dieser wahrnehmung ist groß. man meint förmlich den menschen vor augen zu haben, den schlag noch zu vernehmen und den schweiß zu riechen. es könnte der eindruck entstehen, man sei der bronzezeit nahe oder näher oder gar dem leben oder den menschen dieser zeit.
das ist so irritierend daran: man bleibt mit diesen wahrnehmungen und den ausgelösten assoziationen auf sich selbst zurück geworfen. es ist dort nicht anzuknüpfen, denn es ist ein gegenstand der gegenwart, weil es eine wahrnehmung der gegenwart ist
der hoffnung und dem neugierigen wunsch des näher-kommens widersetzt sie sich ebenso hartnäckig wie souverän. sie verharrt in ihrer penetranten dinglichkeit, existiert, steht mir entgegen und ich starre sie reglos, schweigsam versunken an.
irgendwann gehe ich – sie bleibt noch.
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hier gibt’s noch 2 fotos zu sehen—>anwora-gallery
die promo-CD ‘walls and other lies’ der lieben freunde von MLE[e]
ist nun fertig.
die anstrengung hat sich gelohnt … und die foto-session war spannend:
4 halbnackte männer, eingekremt und in mehl gewälzt, werden zur wand!
vier songs sind darauf – die sollte man kennen!:
Static
Decay As Lifestyle Binary Lies Take Apart Your Sensesnun hoffe ich mit und für die band auf reichliche konzertgelegenheiten
(nicht nur, damit ich sie wieder öfter hören kann!) und reges interesse
bei den plattenfirmen.
hier geht’s zur web-site der band—>www.mle-music.com
das waren ein paar sehr gemütliche tage als grillfisch am adriatischen meer
zu gast bei lieben freunden und werdenden eltern: bärbel und dejan!
und in der nacht, haben die kleinen boote im hafen von cres ihre gesichter gezeigt
und den spaziergängern an der mole mitunter sogar ein wenig zugelächelt!
die wiener linien testen nachts im 16. bezirk ihre neuen
mit kernfusionsreaktoren ausgerüsteten triebwagen.
sehr mutig finde ich das seifenkisten-design!
gestern, knapp bevor sie unter den horizont getaucht ist.
das hätte ich ihr wirklich nicht zugetraut:
wie eigenartig eine derartige entdeckung sein kann, besonders an einer stelle
wo man sie nicht nur nicht vermutet, sondern wo sie sich sonst auch
nicht zu zeigen pflegt.
dann ziehen animistische gefühle auf und ein schauder – wenn auch
rationalistisch schaumgebremst.
es ist ja alles ganz sicher logisch zu erklären.