Archiv für die Kategorie: 'archäologie'

SALZ – REICH, 7000 Jahre Hallstatt

anwora | Donnerstag, 31. Juli 2008, 17.10
Kategorie: archäologie, foto, literatur

salz-reich_buch

als zweiter band der neu gegründeten publikationsreihe der
prähistorischen abteilung des naturhist. museums wien erscheint nun in kürze:
SALZ - REICH, 7000 Jahre Hallstatt
“Es berichtet über den Anfang des Salzabbaus in Hallstatt, über die prähistorischen Bergwerke, über das weltberühmte Gräberfeld der Älteren Eisenzeit, über das Leben der prähistorischen Bergleute; es erzählt von den Anfängen der Forschung in Hallstatt, über die ersten Pioniere, wie den Bergmeister Johann Georg Ramsauer, und es präsentiert einen Überblick über den letzten Stand der Forschung.”

es ist vollbracht!
großen dank für die gelungene zusammenarbeit an
Anton Kern, Kerstin Kowarik und vor allem an Hans Reschreiter.
es ist wunderbar mit euch zu arbeiten,
nochdazu an einem und über einen ort wie hallstatt!

SALZ - REICH, 7000 Jahre Hallstatt
Hrsg.: Anton Kern, Kerstin Kowarik, Andreas W. Rausch und Hans Reschreiter
240 Seiten, etwa 600 Abbildungen
ISBN 978-3-902421-26-5

die buchpräsentation findet am 16.8.2008 in hallstatt
im rahmen der zweitägigen veranstaltung “archäologie am berg” statt. (erlebenswert)

zu beziehen sollte es dann bald im naturhist. museum sein (shop) bzw. direkt über den
—> verlag des museums, im museum hallstatt sowie im gut sortierten buchhandel und hoffentlich in absehbarer zeit auch über amazon.


ein salzbergwerk ist kein zuckerbergwerk

anwora | Sonntag, 14. Oktober 2007, 17.17
Kategorie: archäologie, video

unter-tag-impressionen der grabungssaison 2007 in hallstatt:
scheibtruhenrally in sagenhafter bestzeit: 36 sekunden!
starring: hans (the driver) & ralf (the daredevil)


‘geschiedenis’

anwora | Mittwoch, 30. Mai 2007, 16.30

das bedeutet ‚geschichte’ auf holländisch und habe ich diese tage im buch
„allerseelen“ von cees nooteboom gelernt.
die bedeutungsanklänge sind so wunderbar weitreichend wie auf-der-hand-liegend.

heillos verknüpft mit allem was je gewesen ist, ohne die blasseste vorstellung darüber,
was das hieße, und dennoch ständig dazu verflucht das luftschloss der wahrheit mit
frischer farbe zu tünchen und damit eine weitere schicht zwischen uns und die
verstrichene zeit zu bringen;
in redlicher einfältigkeit: geschieden und geschichtet.

ein aspekt zur ironie von geschichte,
den umgang mit geschichte, der geschichte der geschichte:
im ausgehenden barock und beginnenden klassizissmus war es unter adeligen geschlechtern „en vogue“ sich mit zitaten von „geschichte“ zu umgeben: das schloss auf der pfaueninsel in berlin, die „römische ruine“ von schönbrunn in wien sind beispiele dafür. „es ist schon als ruine erbaut worden, […]. nicht erwarten können, einen vorschuss auf die vergangenheit der zukunft nehmen.“ (cees nooteboom)
und nun wird dieses konstruierte (erfundene !), barocke herbeizitieren der geschichte selbst zum anlass der geschichtsforschung und in aufwändigen bemühungen erforschen und rekonstruieren wir die allüre eines geschichtsbildes.
siehe:—> BDA “römische ruine”
geschichte ist eine infinite „babuschka“.

und:
zu tränen rührend, wunderschön:

„Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.“
(Walter Benjamin. Gesammelte Schriften. Band I/2. S. 697f)

—> am besten in der vertonung von „einstürzende neubauten – berlin babylon“


unverständlich – teil II

anwora | Sonntag, 3. Dezember 2006, 21.18
Kategorie: archäologie, foto, kunst, sinnen

das prädikat „unverständlich“ drückt nur einen ersten teil meiner empfindung aus.
was folgt heißt „unbehagen“.
dieses entsteht aus der einerseits notwendigen, andererseits expansiv angenwandten praxis, kategorien zu erstellen. es ist so banal und daher vielleicht so heimtückisch, dass niemand ohne verallgemeinernde begrifflichkeiten auskommt. alleine die notwendigkeit, sich über sachverhalte zu verständigen, bringt es mit sich, ständig mit derartigen schubladen zu hantieren. denfinitionen bringen eine schärfe ein, die dem damit gemeinten inhalt nicht notwendiger weise gerecht werden bzw. nicht gleichermaßen auf diesen anzuwenden sind.
worte meinen etwas, sind es aber nicht!

das problem und damit das unbehagen wird am radikalsten spürbar, wenn jemand mich meint und ich weiß, dass ich das so nicht bin. ich verwechsle mich ohnehin ständig mit mir, aber ich möchte nicht auch noch mit einer definition von mir verwechselt werden. aber es ist dennoch der fall.
man braucht derartige vereinfachungen, sollte aber nicht vergessen, dass diese eine solche sind – sonst tut man dem gemeinten unrecht!


unverständlich

anwora | Samstag, 25. November 2006, 11.44
Kategorie: archäologie, foto, kunst, sinnen

beobachtungen und fragen:

vor zwei wochen habe ich auf einer archäologischen tagung in linz, gelegentlich eines kleinen referats, die beobachtung gemacht, dass einige wissenschafter offensichtlich die grenzen ihres faches, oder vielmehr, das wesen ihres faches nicht verstanden haben:
„es ist traurig, dass wir als fachleute nicht genau sagen können, wann etwas begonnen hat.“ oder
„wann genau sollen wir die grenze zwischen älterer und jüngerer eisenzeit ziehen?“

vor einer woche besuchte ich eine diskussion zum thema „was ist die kunst in der fotografie“ – eine veranstaltung im rahmen des „monats der fotografie“. dass die referenten wussten worüber sie sprechen, war wohltuend. dass die stellungnahmen und damit die diskussion sich hauptsächlich in der lähmenden schubladen-diskussion „was ist kunst?“ verbohrte, hat mich dann bald wieder vertrieben.

die frage:
was um alles in der welt wäre gewonnen, wenn nun eine nicht mehr angezweifelte definition, endlich sowohl irgendwelche anfänge, grenzen oder „kunst“ unverrückbar beschrieben hätte?
und? was nun?

oder etwas ausführlicher:
warum ist das beunruhigend, dass anfänge nicht greifbar sind?
was würde ich über das leben aussagen, wenn ich einen stichtag zwischen älterer und jüngerer eisenzeit festlegen könnte?
was hilft es, eine definition von kunst in händen zu halten, wenn ich vor einem werk stehe?

es ist mir unverständlich!


hartriegel

anwora | Freitag, 24. November 2006, 20.06
Kategorie: archäologie, sinnen

hartriegel

hartriegel

… ein schönes wort. „cornus“ klingt noch besser.
der „kleine stowasser“ gibt als bedeutungen
„kornelkirsche, hartriegel, hartriegelholz und speer“ an.
sic!
es ist nicht erst seit der antike ein legendäres holz: hart, zäh, elastisch –
verwendet für lanzen, leitersprossen, radspeichen, stiele, feine holzgeräte, …
seit dem photoblog von matthias cremer auf derstandard.at ist es in erwählten kreisen sogar als fotomotiv geschätzt und bekannt.

so weit:
ich hab mich vorgestern in die donauau bei klosterneuburg begeben. im forstgebiet, im novemberregen, auf der suche nach „cornus sanguinea“ – dem „roten hartriegel“. ich mag „cornus mas“ (kornelkirsche) am liebsten als schnaps. das „blutige“ im roten hartriegel ist jedoch gerade das richtige für einen stiel einer streitaxt.
diese axt ist seit 10 jahren halbfertig – es war meine erste „berührung“ mit eisen in glühendem zustand. ein lieber freund von der ur- und frühgeschichte hat sie aus burgenländischem eisenerz unter kleinen zureichdiensten meinerseits geschmiedet. jetzt hab ich sie endlich fast fertig – es fehlt noch der letzte schliff … und der griff.
(welch übler reim!)

schliesslich hab ich ein passendes bäumchen gefunden. jetzt ist der rohling grob zugerichtet und muss erst einmal sorgsam trocknen, um dann eingepasst zu werden – nächstes jahr dann …


stiegengeschichten

anwora | Mittwoch, 22. November 2006, 9.10
Kategorie: archäologie, foto, sinnen

HA-stiege
foto: NHM wien, andreas w. rausch

ja, genau. das ist eine stiege.

heuer nun schon das 12. jahr dabei gewesen, bei den archäologischen ausgrabungen des nat. hist. mus. wien im salzbergwerk von hallstatt, unter tage und auf den spuren des prähistorischen bergbaues.
seit drei jahren ist diese stiege nun als eine solche bekannt, liegt etwa 100m unter der oberfläche im salz konserviert und ist bisher auf etwa 8m länge ergraben. gebaut wurde sie, als tutenchamun in ägypten gerade mal auf der welt war – bei ihm ist die datierung nicht so sicher: jedenfalls ist diese stiege mittels dendrochronologie („baum-zeit-lehre“ – datierungsmethode mittels jahrringe) datiert und demnach 1344/43 v. chr. gebaut worden: derzeit die älteste, bekannte holzstiege.
so weit die fakten.

man kann die hand darauf legen und das holz spüren. es ist fest, scheint frisch. es trägt noch! jeder beilhieb ist erkennbar. die suggestivkraft dieser wahrnehmung ist groß. man meint förmlich den menschen vor augen zu haben, den schlag noch zu vernehmen und den schweiß zu riechen. es könnte der eindruck entstehen, man sei der bronzezeit nahe oder näher oder gar dem leben oder den menschen dieser zeit.
das ist so irritierend daran: man bleibt mit diesen wahrnehmungen und den ausgelösten assoziationen auf sich selbst zurück geworfen. es ist dort nicht anzuknüpfen, denn es ist ein gegenstand der gegenwart, weil es eine wahrnehmung der gegenwart ist

– meine wahrnehmung!

der hoffnung und dem neugierigen wunsch des näher-kommens widersetzt sie sich ebenso hartnäckig wie souverän. sie verharrt in ihrer penetranten dinglichkeit, existiert, steht mir entgegen und ich starre sie reglos, schweigsam versunken an.
irgendwann gehe ich – sie bleibt noch.

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hier gibt’s noch 2 fotos zu sehen—>anwora-gallery