unverständlich
anwora | Samstag, 25. November 2006, 11:44 |beobachtungen und fragen:
vor zwei wochen habe ich auf einer archäologischen tagung in linz, gelegentlich eines kleinen referats, die beobachtung gemacht, dass einige wissenschafter offensichtlich die grenzen ihres faches, oder vielmehr, das wesen ihres faches nicht verstanden haben:
„es ist traurig, dass wir als fachleute nicht genau sagen können, wann etwas begonnen hat.“ oder
„wann genau sollen wir die grenze zwischen älterer und jüngerer eisenzeit ziehen?“
vor einer woche besuchte ich eine diskussion zum thema „was ist die kunst in der fotografie“ – eine veranstaltung im rahmen des „monats der fotografie“. dass die referenten wussten worüber sie sprechen, war wohltuend. dass die stellungnahmen und damit die diskussion sich hauptsächlich in der lähmenden schubladen-diskussion „was ist kunst?“ verbohrte, hat mich dann bald wieder vertrieben.
die frage:
was um alles in der welt wäre gewonnen, wenn nun eine nicht mehr angezweifelte definition, endlich sowohl irgendwelche anfänge, grenzen oder „kunst“ unverrückbar beschrieben hätte?
und? was nun?
oder etwas ausführlicher:
warum ist das beunruhigend, dass anfänge nicht greifbar sind?
was würde ich über das leben aussagen, wenn ich einen stichtag zwischen älterer und jüngerer eisenzeit festlegen könnte?
was hilft es, eine definition von kunst in händen zu halten, wenn ich vor einem werk stehe?
es ist mir unverständlich!
Montag, 27. November 2006, 10:35
Ich weiß nicht, ob es so gesagt zu deiner ‘Frage’ passt; aber bei manchen Menschen habe ich das Gefühl, dass sie wie ein Computer exakte Angaben brauchen, von denen ihr Handeln und Denken gesteuert wird. Und wie die Maschine können sie dann ohne solche Angaben nicht richtig funktionieren, sind in ihrem Programmablauf gestört.
Ich empfinde das als Distanzierung vom Mensch sein.
Sonntag, 3. Dezember 2006, 12:03
lieber andreas,
ich die welt manchmal nicht einfacher als wir denken?
einige brauchen eine orientierungshilfe, denn (so meine überlegung) es so für sie um so viel bequemer. feste grenzen zu ziehen, den rahmen zu wissen innerhalb dessen man sich bewegt, all das sind die spielregeln. die spielregeln des lebens, für manche eben die spielregeln des faches. manchmal habe ich den eindruck, dass diese menschen froh sind reproduzieren zu können anstatt denken zu dürfen.. aber wir wissen es beide, jeder hat eigene ziele.
s.